Bayern

From the Collection / Aus der Sammlung: Renée Pötzscher

Wir präsentieren in unserem Jubiläumsjahr 2021 ehemalige Stipendiat:innen des Kunststipendiums in der Trittauer Wassermühle: Heute stellen wir Renée Pötzscher vor, die 1998/1999 Stipendiatin in Trittau war und heute in Ostholstein lebt und arbeitet.

Kurzinterview: Drei Fragen an...Renée Pötzscher

Was verbindet Sie mit der Kulturstiftung?
Mit der Kulturstiftung verbindet mich das Jahresstipendium 1998/99 und die Zusammenarbeit bei mehreren Gruppenausstellungen sowie Einzelausstellungen. Als 7. Stipendiatin der Kulturstiftung bot die Trittauer Wassermühle ideale Voraussetzungen, um für ein Jahr meine "Lichtforschungen", die ich in Hamburg im Künstlerhaus begonnen hatte, zu intensivieren. Hier bot insbesondere der Nachthimmel fern vom Lichtsmog der Großstadt beste Bedingungen für "Mondbelichtungen", Fotogramme, Fotografien und kosmische Arbeiten in nächtlicher Natur. Es entstanden die von der Kulturstiftung angekauften experimentellen "Licht-Werke": „Kassiopeia über der Trittauer Wassermühle“, Fotografie, analog 1998 und „LUNA TANZ II“ Performance/Luminogramm 1998, sowie Werkgruppen von „Mond-Zeichnungen“. Für mich war das Jahr des Stipendiums eine sehr produktive Zeit. Während des Aufenthaltes kam es zu Begegnungen mit Künstler:innen Kollegen aus der Region u.a. der Künstlerinitiative Stormarn und zu Kontakten mit Kunstwissenschaftler:innen u.a. Dr. Rita Wildegans, Dr. Ortrud Westheider. Nach Abschluss des Stipendiums mit der Präsentation „Lumina Luna“ 1999 (Katalog mit Texten von Ortrud Westheider und Johannes Spallek) beteiligte ich mich an Gruppenausstellungen und konnte eine zweite Einzelausstellung präsentieren.

Wie sind die Werke aus der Sammlung entstanden?
„Kassiopeia über der Trittauer Wassermühle", Fotografie analog 1998, 120x180cm
Ich schaute in den sternenklaren Nachthimmel, überwältigt von dem schönen Anblick der Kassiopeia, die sich nah an der Polarchse zu dem Zeitpunkt befand. Ich fixierte meine analoge Kleinbildkamera auf ein Stativ. Auf das Ergebnis musste ich einige Tage warten, bis der Farbnegativfilm entwickelt war. Um so überraschender war das Ergebnis, denn es war wieder ein Experiment gewesen. „Die Photographie offenbart uns die mystische kreisende Bewegung des Kosmos und zeugt von der imaginären Kraft der Gravitation von Masse und Materie. Sonst Verborgenes wird sichtbar, allnächtliches Geschehen einer universellen Ordnung wird deutlich. Auch aus dieser Arbeit spricht die kosmische Verbindung von Renée Pötzscher, ihr Gespür für das Eingebundensein in die großen Gesetzmäßigkeiten unseres planetarischen Systems.“ (Katalog Lumina Luna 1999, Text: Dr. Johannes Spallek)

“LUNA -TANZ II”, Fotogrammatische Arbeit, Lunagrafie SW 1998, 103x 180cm, Performance
In einer herrlichen Vollmondnacht begab ich mich mit meinen Fotopapier-Bögen auf den unbeheizten Dachboden der Trittauer Wassermühle und tanzte auf diesem. „Hier breitet sie (Renée Pötzscher) die Papiere auf dem Boden ihres Ateliers aus, so daß sie das Licht des Mondes auffangen können. Nur ein Fensterkreuz hindert die eindringende Helligkeit. Sein Schatten zeichnet sich nach der Entwicklung als weißer, diagonal verlaufender Lichtstrahl ab. Sie arbeitet dabei ins Schwarze hinein. Schlieren und Fließspuren geben dem vom Mondlicht geschwärzten Zonen eine malerische Anmutung und eine Dynamik, die mit dem Tanz zusammengeht, der diese Aktion begleitet hat(…), eine Erinnerung an das Mondlicht und die Dunkelheit der Nacht. (…) Auf diese Weise überführt sie den mit dem photographischen Experiment assoziierten Technokult in einen neuen Mystizismus.“ (Text: Ortrud Westheider, Lumina Luna 1999) Das Einlassen auf die Natur, ihre Unberechenbarkeit, der experimentelle Charakter des Fotogramms, die Faszination des kalkulierten Zufalls-wie es so quasi vom Unbewussten in das Bewusste
hineinwirkt, das interessiert mich. Die Realität verwandelt sich in ein magisches Abbild der Umkehrung, sie wird zu einer Transformation der Wirklichkeit. Im Schatten der Lichtspur bildet sich unsere erdeigene kosmische Bewegung ab.

Woran arbeiten Sie aktuell?
Ich arbeite nach wie vor an fotogrammatischen und fotografischen Bildkonzepten. Auch an diversen Notizbüchern, in denen ich Zeichnungen von Träumen festhalte.  Als neuer Werkschwerpunkt ist die Malerei hinzugekommen.

Den Film "Atelierblicke" #livefromthestudio finden Sie auf der Facebook-Seite der Galerie in der Wassermühle Trittau.

Weitere Informationen finden Sie unter: Website

Blaues Portraet

Portrait blaubraun, 2014, Eitempera auf Leinwand, 100 x 80cm

Bayern v2

Bayern 15.09.15, SW-Fotografie analog Doppelbelichtung, Silbergelatine Barytpapier 80x110cm

Poetzscher

Cassiopeia über der Trittauer Wassermühle, 1999, Fotografie, 80 x 120 cm gerahmt

Poetzscher Luna2

Luna Tanz II, 1999, Fotografie, 103 x 180 cm