TaklaMakan

Mein Lieblingskunstwerk

Worum geht's hier eigentlich? Es geht um die Kunst!
Unsere Praktikantin Leonie Rüscher im Gespräch mit Kimberly Ritter, Mitarbeiterin der Sparkasse Holstein, über unsere Kunstsammlung in der Hauptfiliale in Bad Oldesloe

 

Kimberly Ritter und Leonie Rüscher

 

Leonie Rüscher: Herzlich Willkommen zu dem Projekt „Mein Lieblingskunstwerk!"

In diesem Projekt der Stiftungen der Sparkasse Holstein im Bereich Kunst und Kultur beschäftigen wir uns mit ausgewählten Kunstwerken aus der Kunstsammlung der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. Begleiten wird uns dabei ein:e Mitarbeiter:in der Sparkasse Holstein, welche:r sich ein Kunstwerk ihrer Wahl aus der Sammlung herausgesucht hat. Wir gehen näher auf das Werk ein und finden dabei die ganz unterschiedliche, aber persönliche Rezeption der Mitarbeiter:in bezüglich des Werks heraus – daher auch unser passende Projekttitel: Mein Lieblingskunstwerk!

Ich bin Leonie Rüscher, Praktikantin bei den Stiftungen und Studentin der Kunstgeschichte im Bachelor und die heutige Moderatorin! 

Heute ist bei uns Frau Kimberly Ritter zu Gast und ich würde gleich vorschlagen, dass Sie sich einmal kurz generell vorstellen, auch welche Position Sie in der Sparkasse einnehmen und wie Sie ansonsten zur Kunst stehen.

Kimberly Ritter: Ich bin Kimberly Ritter, 25 Jahre alt, habe meine Ausbildung bei der Sparkasse Holstein gemacht, meine Stammfiliale war Bargteheide, habe im letzten Jahr Januar ausgelernt und wurde hier in Bad Oldesloe übernommen. Ich habe zunächst die Position eines Juniorberaters übernommen, das ist eine 50/50 Position zwischen Serviceberater und Berater. Und durch Corona ging es dann relativ schnell, dass die Beraterin in mir mehr herauskam und ich dann zum 01.08. Beraterin wurde, was dann jetzt schon fast ein Jahr her ist. Als Beraterin eröffne ich Konten, mache Kredite, lege Geld an; alles was das Herz begehrt.

LR: Und setzen Sie sich in Ihrer Freizeit auch viel mit der Kunst auseinander oder würden Sie sich als Museumsgänger bezeichnen?

KR: Grundsätzlich mit dem Künstlerischen ja, ich bin nebenbei noch in einer Tanzschule zugange; also gerade das Musische auf jeden Fall und das Künstlerische, was das Malen und die Bilder angeht, werde ich eher von meiner Mutter und meiner Schwester beeinflusst; die beiden malen sehr viel.

LR: Und Sie aber nicht so?

KR: Jein, ich versuche mich immer wieder daran, wenn ich dann aber meine Mutter und meine Schwester sehe, sage ich auch "schön, das war‘s dann hier auch auf meinem kleinen Block" (lacht). Aber ich habe gerne schöne Bilder hängen, ich setze mich gerne damit auseinander und finde auch Kunstwerke, die auf den ersten Blick nicht so richtig sinnvoll erscheinen, manchmal viel interessanter als die, die sofort einen Kern haben.

LR: Ja, wenn Sie sich einem erst nach einiger Zeit und mit etwas Nachforschung erschließen. Welches Kunstwerk haben Sie sich denn für heute auserwählt?

KR: Ich habe mir das Kunstwerk "TaklaMakan" ausgesucht. Mit den Küken, die in der Wüste sind. 

LR: Ich würde mich dann kurz der Werkbeschreibung widmen und generelle Daten vorstellen: 

Sie haben sich heute für das Kunstwerk „TaklaMakan“ entschieden als Ihr Lieblingskunstwerk, bei welchem es sich um eine Fotografie aus dem Jahre 2003 handelt mit den ursprünglichen Maßen 32cm mal 89cm aus der Hand der Künstlerin Yvonne Wahl. 2004 präsentierte Yvonne Wahl ihre Abschlussausstellung des Kunststipendiums in der Trittauer Wassermühle mit dem Titel "Hand in der Hose", welche zwei Serien zeigte: „Seriöses Elend“ und „Chicks on the march“, wobei das Werk "TaklaMakan" zur ersten Reihe angehört, welche sich mit kulturellen, ethischen Einflüssen beschäftigt und die Suche nach Heimat und Identität widerspiegelt.

Wie sind Sie denn auf dieses Kunstwerk gestoßen – also natürlich über die Kunstsammlung – aber was hat Sie dazu bewegt, gab es eine besondere Geschichte dahinter? Was hat Sie am meisten interessiert am Werk?

KR: Ich habe mir viele Bilder angeschaut; Bilder von Weltkugeln, ein Meer mit einem Boot darauf … das sind alles Bilder, die hat man irgendwie in irgendeiner Variation schon einmal gesehen und ich fand es so paradox, Küken in der Wüste zu sehen.

LR: Ja! Da stolpert man drüber.

KR: Ja, genau. Und auch wenn die Farben des Bildes jetzt auch nicht hervorstechen, wäre das tatsächlich ein Bild, was ich mir hinhängen würde. Weil ich ja wie gesagt Bilder gut finde, die auf den ersten Blick nicht so klar sind und dieses Bild lässt sehr viel Spielraum für Interpretationen – warum, wieso, weshalb sind die jetzt in der Wüste? Was macht so ein „Rudel“ Küken in der Wüste?

LR: Ich habe mir ein paar Artikel zu der Ausstellung durchgelesen und in einem Artikel wurde auch beschrieben, dass es interessanterweise bei diesem Werk so ist: man sieht es, nimmt es wahr und versucht das Gesehene direkt einzuordnen. Die Küken als Tiere sind einem bekannt aber die Wüste wirkt als Umfeld wiederum paradox und abstrakt. Zusätzlich stand dort geschrieben, dass es darum ginge, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und gegensätzlich zum Einordnen auf den ersten Blick das Bild auf sich wirken zu lassen und das Kunstwerk als solches wahrzunehmen und nicht direkt zu versuchen, es in irgendeine Kategorie zu stecken. In diesem Sinne das Abstrakte zu ehren. Auch im Bezug zum Ausstellungsthema, der Suche nach Heimat, versucht man vielleicht diese kleinen Küken ohne Mutter, fernab jeglicher Zivilisation, nach Hause zu führen.

Vielleicht können Sie ja noch ein paar inspirierende Worte an die Leser:innen richten, zu Museumsgängen motivieren?

KR: Ich finde es total wichtig, auf einer Weise sich im regionalen Sinne mit der Kunst auseinanderzusetzen, wir haben gerade hier in Oldesloe und in der Umgebung sehr viele Kunstkurse und es gibt so viele talentierte Leute auch hier in der Umgebung – was durch Corona möglicherweise auch stärker geworden ist, dass jeder seine Leidenschaft auch verfolgen konnte. Und vor allem, dass man sich mit der Region, aber auch mit den schönen Dingen des Lebens befasst – es dreht sich nicht alles nur um Arbeit, es dreht sich nicht alles nur um das eigene Leben; man muss einfach ab und zu auch mal einen Blick für die schönen Sachen haben und gerade Kunst, ob es jetzt in Form von Bildern, von kleinen Videos  oder von Skulpturen in Museen ist, das ist einfach etwas anderes und gerade bei "TaklaMakan" ist es ja auch der Fall, dass man sich selbst, aber auch die Intention des Künstlers hinterfragt und ich finde, gerade das hält auch oben rum fit! 

LR: Man muss nachdenken und überlegen, um es zu verstehen. Es wird einem nicht alles vorgegeben. Das war’s dann auch schon mit unserem Interview! Herzlichen Dank, dass Sie heute dabei waren!

KR: Vielen Dank - Sehr gerne!

 

Abb.: Yvonne Wahl, TaklaMakan, 2003, Fotografie