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Interview mit Ostholsteiner Landrat Reinhard Sager

„Wichtig ist der Gedanke: Menschen für Menschen, Bürger für Bürger“

22 Jahre lang war Reinhard Sager Landrat des Kreises Ostholstein. Wir haben mit ihm über sein beachtliches Engagement für die Menschen und seine Schnittstellen zur Sparkasse
Holstein und ihren Stiftungen gesprochen. 

Lesen Sie einen Auszug aus dem Gespräch oder hören Sie direkt unten das Interview in voller Länge.

Beginnen wir mit einem Sprung in die Geschichte: Sie waren maßgeblich an der Fusion der Sparkasse Stormarn und der Sparkasse Ostholstein in die Sparkasse Holstein beteiligt. Wie haben Sie den Prozess in Erinnerung?
Ich erinnere mich genau, dass beide Häuser damals gut aufgestellt, aber sehr unterschiedlich waren. Stormarn ist wirtschaftsstärker, wir in Ostholstein sind tourismusgeprägt. Mit der Fusion wollten wir die Sparkasse noch weiter stärken und nun profitieren wir schon viele Jahre davon, dass noch mehr Geld in soziale, kulturelle, sportliche und andere Zwecke fließen kann. Ich glaube, wir haben den Menschen in beiden Kreisen sowie in Hamburg und Norderstedt mit der Fusion sehr gedient.

Welche Möglichkeiten ergaben sich dadurch für das gesellschaftliche Engagement in Stormarn und Ostholstein sowie in Hamburg und Norderstedt?
Nur ein starkes Geldinstitut kann auch entsprechend ausschütten. Wir haben traditionell ein starkes Stiftungswesen bei uns in der Sparkasse und das konnten wir mit der Fusion wesentlich ausbauen.

Bildung ist einer der Existenzpfeiler für die Stiftungsarbeit. Ein Besuch beim Erlebnis Bungsberg ist für viele Kinder das Highlight des Kita- oder Schuljahres. Welche Abenteuer haben Sie mit dem Bungsberg erlebt?                                                                                                                          
Die Etablierung dieses außerschulischen Bildungsortes war aus mehreren Gründen eine schwierige Geburt, aber der Erfolg gibt uns Recht. Was wir hier für die Kleinsten in Ostholstein tun können, das sprengt eigentlich alle Dimensionen. Die Kinder können alle einmal im Jahr dieses Bildungsangebot kostenlos nutzen und sie werden sogar mit einem Doppeldeckerbus abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Also, wenn es noch irgendeines Arguments bedürfte, warum man sein Konto bei der Sparkasse Holstein haben sollte, dann ist allein das Erlebnis Bungsberg Grund genug, der Sparkasse die Treue zu halten.

Bleiben wir in Ostholstein und blicken nach Eutin: Das Erlebnis Küchengarten Schloss Eutin wird ebenfalls gerne im Rahmen des Bildungsspaßes Holstein aufgesucht. Was hat es mit der nachhaltigen Entwicklung dieses Ortes auf sich?
Der Küchengarten wurde nach der Landesgartenschau zu einem außerschulischen Lernort weiterentwickelt. Es nützt nichts, solche Plätze zu schaffen, ohne weitere Vorhaben anzustreben. Sie sind teuer zu unterhalten und besser ist es, sie erlebbar zu machen und vielfältig und nachhaltig zu nutzen. Das haben wir mit unserem Stiftungswesen hinbekommen.

Unweit entfernt und klein aber fein liegt die Eutiner Landesbibliothek (ELB). Durch die Gründung einer Stiftung wurde diese auf sichere Beine gestellt. Was bedeutet die ELB für Sie?
Es ist schon eine Einmaligkeit, dass wir als Kreis eine Landesbibliothek haben. Wir haben unglaublich historisch wertvolle Buchbestände dort und eine historische Forschungsstelle über Reiseliteratur, die ihr Alleinstellungsmerkmal genießt. Diese Landesbibliothek zu fördern und sie mit dem Stipendiat nicht nur Nachwuchswissenschaftlern, sondern durch Veranstaltungen auch einem breiten Publikum zugänglich zu machen, ist etwas ganz Besonderes.

Gesellschaftliches Engagement ist eng verwoben mit bürgerschaftlichem Engagement. Sie haben vor einigen Jahren den Anstoß zur Gründung einer Bürgerstiftung hier in Ostholstein
gegeben. Was war da Ihre Idee dahinter?
Ich hatte damals in den Nullerjahren davon gehört, dass es Bürgerstiftungen schon in anderen Orten gibt, in denen sich Menschen zusammenschließen, Geld spenden und anlegen und aus der Rendite anderen wiederum helfen. Dazu habe ich damals einen Kreis von Persönlichkeiten hier nach Eutin eingeladen und daraus ist dann die Idee entstanden, eine Bürgerstiftung zu gründen. Wichtig ist der Gedanke: Menschen für Menschen, Bürger für Bürger, aber nicht anstelle des Staates. Eine Bürgerstiftung ist keine Einrichtung, die Aufgaben übernimmt, weil die Gemeinde es nicht kann. Heute ist die Bürgerstiftung Ostholstein sehr erfolgreich und hat viele ehrenamtliche Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen können. Wir können nachhaltig für die Menschen Mehrwerte schaffen, zum Beispiel durch die Elternbriefe, die Lesepatenschaften und vieles mehr. Wichtig ist auch, dass unsere Bürgermeister bzw. die Landräte in der Stiftung nicht ganz vorne stehen. Es soll nämlich nicht
die Amtsperson gute Taten überreichen, sondern es sollen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft sein. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, der den Bürgerstiftungen Ansehen und dauerhaften Erfolg verspricht.

Sie werden in diesem Sommer Ihr Amt an Ihren Nachfolger übergeben. Wie schauen Sie persönlich in die Zukunft?
Mein Amt als Landrat endet am 2.7.2023. Dann blicke ich auf eine erfüllte und auch herausfordernde Zeit zurück. Man kann sagen, ich habe meine Pflicht getan, das kann man aber auch von einem Landrat erwarten. Für die kommende Zeit werde ich noch Präsident des Deutschen Landkreistages sein. Insofern bleibt es noch politisch spannend, aber ich gewinne natürlich ein Stückchen mehr an freier Zeit und die weiß ich familiär wie auch sportlich und kulturinteressiert ganz sicherlich zu nutzen.

Dann wünschen wir für die kommende Zeit alles Gute und bedanken uns ganz herzlich für Ihre Zeit und das Gespräch.

Aufgezeichnet wurde das Interview im März 2023.