Im Fruehjahr im Kneeden DSC 0478

Die Schätze der Natur

Die AG Geobotanik erarbeitet eine Flora von Bad Oldesloe.

Die Natur Schleswig-Holsteins steckt voller Geheimnisse – und die Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, sie zu entschlüsseln. Seit vielen Jahren erforscht der gemeinnützige Verein mit Sitz in Kiel die Vielfalt der Pflanzenwelt in der Region. Doch es geht um weit mehr als nur Botanik: Die Mitglieder dokumentieren Veränderungen in der Landschaft, setzen sich für den Naturschutz ein und liefern wichtige Erkenntnisse zur Ökosystemforschung. Als Stiftungen unterstützen wir die AG Geobotanik dahingehend gerne, insbesondere bei ihrem herausragenden Projekt der umfassenden Dokumentation der Flora von Bad Oldesloe in den Jahren 2019 bis 2024. Mitglieder des NABU Bad Oldesloe, des BUND Stormarn und der AG Geobotanik erfassten ehrenamtlich die Pflanzenarten auf 643 Flächen im Gemeindegebiet. Dabei wurden vor allem öffentlich zugängliche Flächen untersucht, wie sie beispielsweise der Stadt Bad Oldesloe, der Stiftung Naturschutz, den Stadtwerken oder den Landesforsten gehören. Jede Fläche wurde mehrfach begangen und in Biotopbögen dokumentiert, die neben Artenlisten auch Fotografien und Empfehlungen für Naturschutzmaßnahmen enthalten.

Auf Basis dieser Dokumentation entstand das Buch "Flora von Bad Oldesloe". Es listet die Fundorte aller 723 nachgewiesenen Pflanzenarten auf und bewertet insbesondere die Entwicklung gefährdeter Arten. Zudem werden schützenswerte Gebiete wie die Wolkenweher Niederung oder die Thorritzener Quelllandschaft detailliert beschrieben. Auch innerstädtische Lebensräume, etwa Streuobstwiesen und Parkanlagen, werden hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Biodiversität analysiert. Die Dokumentation dient nicht nur als Bestandsaufnahme, sondern leitet konkrete Handlungsempfehlungen zur Förderung des Naturschutzes ab.

Dr. Ulrike Graeber von der AG Geobotanik betont die Bedeutung dieser Arbeit: "Die Erarbeitung einer Flora ist eigentlich nie fertig. Wenn es hier um die Flora der Jahre 2019 bis 2024 geht, so ist das ein willkürlich gesetzter Zeitraum. Er wurde nicht gesetzt, weil es nichts Neues mehr zu finden gab, sondern aus dem Grunde, dass für manche Pflanzenart nicht sicher ist, dass ihr noch viel Zeit in einem Lebensraum bleibt, der sich permanent zu ihrem Nachteil verändert. Das Ziel ist, zu dokumentieren, welche Pflanzenarten wo und wann in Bad Oldesloe zu finden sind, aber nicht als Selbstzweck, sondern mit dem Auftrag, aus den Funden den Handlungsbedarf abzuleiten und dem Artensterben entgegenzutreten."

Ein weiterer Aspekt ist die Verantwortung der Gesellschaft, wie Graeber unterstreicht: "Das Florabuch zeigt, wie reich Bad Oldesloe an Schätzen in der Natur ist. Darin liegt eine große Leistung von Verwaltung und Politik. Aber es wird auch klar, was für die Zukunft zu tun bleibt und wie groß die Verantwortung ist, diese Natur zu bewahren. Ich danke den Stiftungen der Sparkasse Holstein und der Gladigau-Stiftung, dass sie sich dieser Verantwortung bewusst sind und die vorliegende Dokumentation zur Flora von Bad Oldesloe finanziell großzügig unterstützt haben."

Neben der Kartierung engagiert sich die AG Geobotanik in vielfältiger Weise. Sie bietet mit dem "Fernwehkolloquium" eine winterliche Vortragsreihe an und veranstaltet Exkursionen, die auch für Einsteiger offen sind. Mit der Gruppe "Junge Botaniker" (JuBos) richtet sich die AG gezielt an Studierende und Interessierte. Zudem gibt es regionale Kartiergruppen, unter anderem in Lübeck, Plön, Husum, Eckernförde und Bad Oldesloe, sowie einen Arbeitskreis für Flechten und Moose. Die neue Kartier-App "Flora SH & HH" erleichtert die Erfassung von Pflanzenfunden und trägt zur laufenden Aktualisierung der Datenbank bei, die für Naturschutzprojekte und die Erarbeitung Roter Listen genutzt wird.

Das Florabuch kann auch online eingesehen werden. Weitere Informationen finden Interessierte auf der Website: www.ag-geobotanik.de.