DSC4011 2

Ausstellung "Nicht wirklich" von Marc Botschen

Eröffnung am 21. Juni in der Galerie in der Wassermühle

Bild: Studie für C. / nirgends #3, 2025, Öl + Acryl + Bundstift auf Leinwand, 21 x 26 cm, © Marc Botschen

Die Schau greift das Jahresthema 2025 der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn „Zukunft -/+ Utopie“ auf, indem sie einen Bogen spannt zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen persönlicher Erinnerung und gesellschaftlicher Identitätskonstruktion.

Im Zentrum von Botschens künstlerischer Auseinandersetzung steht die Frage, wie Identität entsteht – und wie sie durch Bilder, Symbole und bürokratische Ordnungen geformt oder eingeschränkt wird. Ausgangspunkt seiner Arbeiten ist ein besonders aufgeladenes Dokument: der „Ahnenpass“ seines Urgroßvaters – ein Nachweis „arischer“ Herkunft aus der NS-Zeit. Indem Botschen die Seiten des Dokuments digitalisiert, übereinanderschichtet und schließlich auf Aluminiumplatten überträgt, verwandelt sich die historisch belastete Schrift in ornamentale Strukturen. Durch chemische Prozesse entstehen nebelartige Korrosionsspuren – Spuren einer Vergangenheit, die sich nicht abschütteln lässt, sondern in abstrakter Form weiterwirkt.

Seine Arbeiten verbinden dokumentarische Spuren mit künstlerischer Transformation. In der Konfrontation mit klassisch gemalten Porträts seiner Schwester entsteht ein Dialog zwischen figürlicher Nähe und metallischer Abstraktion – eine künstlerische Reflexion über Herkunft, Repräsentation und die Brüchigkeit von Identität. Dabei entlarvt Botschen bürokratische Ordnungen als ideologische Konstrukte, die versuchen, das Fluide des Selbst in starre Formen zu pressen. Seine Werke offenbaren nicht nur die Gewalt solcher Einschreibungen, sondern auch ihr Scheitern.

Silke Boldt, Vorstandsmitglied der Sparkasse Holstein und Mitglied des Stiftungsvorstandes der Sparkassen-Kulturstiftung Ostholstein, hebt hervor: „Die Ausstellung Nicht wirklich lädt dazu ein, Herkunft, Identität und Erinnerung neu zu lesen – als offenes Geflecht, das sich immer verändert, nie abschließend definiert ist.“

Oliver Mesch, Bürgermeister von Trittau betont die Wichtigkeit für die Gemeinde: „Mit seiner Ausstellung bereichert Botschen nicht nur die Kunstlandschaft, sondern auch unseren Ort Trittau – als Raum für Reflexion über Identität, Herkunft und gesellschaftliche Ordnungen.“

„Marc Botschen beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit den Brüchen von Identitäten und den Unzulänglichkeiten der Identifikationsprozesse, auf denen sie aufbauen. Das ist eine sehr spannende Fragestellung in unserer heutigen Zeit, in der Identität und Herkunft einmal mehr Themen demokratischer Prozesse sind.“, gibt Dr. Katharina Schlüter, Leiterin Kunst & Kultur und Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, zu bedenken.

Marc Botschen (*1991) studierte Freie Kunst an der HFBK Hamburg und schloss sein Studium 2021 mit dem Master of Fine Arts ab. Seine Arbeiten wurden bereits in Ausstellungen u.a. in Hamburg, Karlsruhe, Essen (Museum Folkwang) und Stuttgart (Staatsgalerie) gezeigt. 2023 war er Träger des Förderpreises 14 für Dokumentarfotografie der Wüstenrot Stiftung.

Im Rahmen unseres Vermittlungsprogramms finden auch im Jahr 2025 zu allen Ausstellungen Künstler:innengespräche sowie begleitende Workshops für Schulen und Kitas statt. Die Bildungsangebote orientieren sich im Sinne der Bildung nachhaltiger Entwicklung an der thematischen Linie „Von Gestern nach Heute ins Morgen“ und werden sich im Rahmen dieser Ausstellung auch im Themenfeld demokratischer Bildung bewegen.

Des Weiteren findet eine Lesung „Aale und Gespenster“ mit Marius Schmidt im Rahmen der Ausstellung statt, die sich ebenfalls thematisch mit der generationenübergreifenden Auseinandersetzung der deutschen Geschichte befasst.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Am Sonntag, den 27. Juli findet um 15 Uhr im Rahmen der Finissage ein Künstlergespräch mit Marc Botschen und Miriam Schmidt, Referentin für Kunst & Kultur der Stiftungen der Sparkasse Holstein, statt.

 

Informationen zur Ausstellung

Marc Botschen – Nicht wirklich

  1. Juni bis 27. Juli 2025
    Öffnungszeiten: Sa+So 11-17 Uhr

Galerie in der Wassermühle Trittau

Am Mühlenteich 3, 22946 Trittau

Eröffnung

  1. Juni um 16 Uhr

Begrüßung

Silke Boldt

Vorstandsmitglied Sparkasse Holstein und

Mitglied des Stiftungsvorstandes der Sparkassen-Kulturstiftung Ostholstein

Einführung

Sasha Levkovich, Autorin und Künstlerin

 

Die Galerie in der Wassermühle Trittau ist ein Ausstellungshaus der Stiftungen der Sparkasse Holstein und zeigt Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in der Wassermühle sowie zeitweilig auch im Foyer des anliegenden Atelierhauses. Die Galerie präsentiert bis zu fünf Ausstellungen im Jahr, vor allem Einzelausstellungen junger, zeitgenössischer künstlerischer Positionen aus dem norddeutschen Raum sowie einmal im Jahr die Abschlussausstellung der Stipendiaten des Kunststipendiums. Zu den Ausstellungen erscheinen Publikationen. Die Galerie bietet zu den Ausstellungen im Rahmen des Vermittlungsprogramms Künstlergespräche, Atelierhausgespräche zu bestimmten Themen sowie das „Stormarner Kinderatelier“ für die jüngeren Besucher:innen an. Die Ausstellungsreihe in der Galerie in der Wassermühle Trittau ist eine Kooperation der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn und der Gemeinde Trittau. Das Vermittlungsprogramm "Kunst erleben! Für Jung & Alt" wird von der Sparkassen-Stiftung Stormarn koordiniert und finanziert.