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Worum geht es hier? Es geht um die Kunst!

Als Praktikantin im Bereich Kunst & Kultur der Stiftungen der Sparkasse Holstein lernte Leonie Rüscher im letzten halben Jahr vor allem die operativen Projekte des Bereiches kennen.

Leonie Rüscher über den Bereich Kunst & Kultur

Als Praktikantin im Bereich Kunst & Kultur der Stiftungen der Sparkasse Holstein konnte ich im letzten halben Jahr vor allem die operativen Projekte des Bereiches kennenlernen: Dazu gehören die Galerie im Marstall in Ahrensburg, die Galerie in der Wassermühle in Trittau, das Kunststipendium in der Trittauer Wassermühle, das Atelierhaus in Trittau und die Kunstsammlung der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn.

Die erste Ausstellungseröffnung war für mich „Collecting Yourself – Notizen des Sammelns“- eine Gruppenausstellung in der Galerie am Marstall in Ahrensburg. Die Galerie befindet sich in der Stallhalle des ehemaligen Pferdestalls des Schlosses Ahrensburg, welcher nach einer umfangreichen Restaurierung als Ausstellungshalle durch die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn genutzt wird, die auch die dortigen Ausstellungen koordiniert und finanziert. In der Gruppenausstellung wurden von vier Künstlerinnen und einem Künstlerpaar Collagen, Drucke sowie Installationen präsentiert. Die beteiligten Künstler:innen waren Maya Connors, Simone Karl, Thea A. Käszner, Inga Kruse und IRIS-A-MAZ. Die Eröffnung fand in Anbetracht der Pandemie nach Anmeldung vorab statt. Begrüßt wurden die Besucher:innen und Künstler:innen von Dr. Katharina Schlüter, Leiterin Kunst & Kultur. Wir bewegten uns dann in einer kleinen Führung von Werk zu Werk durch die Ausstellung, sodass alle Teilnehmer:innen, darunter ein Regionalleiter der Sparkasse Holstein sowie der Landrat Dr. Henning Görtz, auch in die Runde einbezogen wurden und Fragen stellen konnten. Zuletzt wurde noch ein Gruppenfoto der teilnehmenden Künstler:innen und der zusätzlich bei der Ausstellung involvierten Personen geschossen, das für die Öffentlichkeitsarbeit verwendet wurde.

Die idyllisch gelegene Trittauer Wassermühle lernte ich noch am selben Wochenende kennen, als ich im Atelierhaus direkt gegenüberliegend der Wassermühle die damalige Präsentation aktueller Werke der Ateliergemeinschaft „Glück & Streben“ mit Werken von Judith Kisner, der aktuellen Stipendiatin, Antje Feger & Benjamin F. Stumpf, Jenny Feldmann sowie Verena Schöttmer besuchen durfte. Besonders beeindruckte mich eine Art collagierter Wandteppich aus Stücken von Yoga-Matten und Handtüchern von Verena Schöttmer. Das Atelierhaus Trittau stellt drei Atelierräume für Künstler:innen für eine Dauer von drei Jahren zur Verfügung und hält zusätzlich ein Atelier für die Kunststipendiat:innen der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn bereit. Die Ausstellungen der Galerie in der Wassermühle Trittau finden in Kooperation mit der Gemeinde Trittau statt.  

Das Kunststipendium in der Trittauer Wassermühle wurde mir durch die aktuelle Stipendiatin Judith Kisner nähergebracht, als ich mich mit ihr über ihren Werdegang als Künstlerin unterhielt und inwiefern das Stipendium ihr eine Möglichkeit bietet, ihrer künstlerischen Arbeit nachzugehen. Sie klärte mich über das Bewerbungsverfahren und über die Strukturierung ihres Tagesablaufes auf und gab mir Einblicke in ihre künstlerische Vision und Planung für ihre Abschlussausstellung im April 2022. Die Sparkassen-Kulturstiftung vergibt ein Jahresstipendium, in Form eines Wohn- und Arbeitsstipendiums, an Künstler:innen, welche im Norden Deutschlands, genauer gesagt Schleswig-Holstein, Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern, leben und arbeiten. Die Stiftung stellt dabei den Stipendiat:innen neben einem  monatlichen Zuschuss zum Lebensunterhalt, die Wohnung in der historischen Wassermühle und die Räumlichkeiten des Ateliers zur Verfügung. In besagtem Atelierhaus entsteht die Abschlussausstellung, die auch in der Galerie gezeigt wird. Zusätzlich zu der Ausstellung entwickeln die Stipendiat:innen einen Katalog, der von der Stiftung herausgegeben wird. Die Stipendiatin erzählte mir, sie kümmere sich dabei um die Kontaktaufnahme zu Autor:innen, Grafikdesigner:innen und Druckereien und wird dabei von der Stiftung begleitet, welche auch die Planung der Ausstellung kuratorisch betreut.

Das nächste Ereignis für mich war dann die Ausstellung von Amina Brotz „Werkstück“, die nur in den Räumlichkeiten der Wassermühle zu sehen war. Wie auch in Ahrensburg gab es anlässlich der Eröffnung - coronabedingt im kleinen Rahmen - die Möglichkeit eines Rundganges, welcher dieses Mal vor dem Eingang der Wassermühle startete. Das begleitende Künstlerinnengespräch zur Ausstellung startete mit einem kunsthistorischen Prolog von Herrn Dr. Norbert Caspar, der so einleitend die Arbeit von Amina Brotz einordnete und vorstellte. Auch zu dieser Veranstaltung kamen Besucher:innen und es gab eine persönliche Führung mit der Künstlerin durch ihre Ausstellung, im regen Austausch mit Dr. Katharina Schlüter und Besucher:innen.

Neben Ausstellungseröffnungen und Gesprächen mit den Künstler:innen selbst vor Ort bildeten Interviews mit den Mitarbeiter:innen der Sparkasse Holstein darüber hinaus einen wichtigen Teil meiner Tätigkeit. Als internes Projekt wurden Mitarbeiter:innen der Sparkasse angesprochen und darum gebeten, sich ihr Lieblingskunstwerk aus der Kunstsammlung der Sparkassen-Kulturstiftung auszusuchen. Im Rahmen des Projektes „Mein Lieblingskunstwerk - Worum geht es hier eigentlich – Es geht um die Kunst!“ führte ich Interviews mit kunstinteressierten Mitarbeiter:innen der Sparkasse Holstein, die sich vorab online aus der Sammlung oder der ausgestellten Sammlung im Hause ein Kunstobjekt – ihr Lieblingskunstwerk - ausgewählt hatten. Ihre Eindrücke und Ideen zu dem Werk wurden im Interview aufgegriffen und sie erfuhren dafür wissenswerte Fakten über das jeweilige Kunstwerk und die Künstler:innen. Neben generellen Angaben über die Person und ihrer Position innerhalb der Sparkasse wurde spezifisch die Kunstaffinität der jeweiligen Person beleuchtet. Nicht nur setzte ich mich durch dieses Projekt mit der Sammlung der Stiftung online auf der Website „Museen Nord“ und der Ausstellung im Rundgang auf der Empore in der Filiale in Bad Oldesloe im ersten Stockwerk auseinander, sondern lernte auch weitere Mitarbeiter:innen der Sparkasse kennen und konnte – hoffentlich – ihren Blick auf die Kunst und ihr Interesse für die Kunst etwas anregen. Zusätzlich lernte ich dadurch die Hauptstelle der Sparkasse Holstein in Bad Oldesloe und ihre Räumlichkeiten kennen. Bei den Kunstobjekten der Sammlung handelt es sich um seit 1990 von der Stiftung angekaufte Ausstellungsstücke aus eigenen Ausstellungen oder von Künstler:innen der Region –  darunter auch Exponate der jährlichen Stipendiat:innen. Heutzutage kauft die Stiftung ausschließlich aus Einzelausstellungen in Ahrensburg und Trittau an. Neben der Präsentation der Sammlung in Bad Oldesloe werden auch Teile der Sammlung in den Filialen Wandsbek und Volksdorf gezeigt. In Bad Oldesloe werden auch öffentliche Führungen durch die Kunstsammlung dort angeboten. Ich konnte eine tolle Führung von Inga Müller nur für mich alleine erleben.

Als sich mein Praktikum dem Ende näherte startete David Fletchers Ausstellung „Daddy In The Great War“ in Trittau, die in den Räumlichkeiten der Wassermühle Trittau und des Atelierhauses gezeigt wurde. Bei dem Künstlergespräch mit Fletcher versammelten wir uns in einer kleinen Gruppe um den camouflierenden Zebrateppich und lauschten seiner Erzählung über die Entstehungsgeschichte der ausgedruckten WhatsApp-Verläufe, welche sich in einer privaten WhatsApp-Gruppe abspielten und rassistische Haltungen angesichts der Black-Lives-Matter-Bewegung widerspiegelten. Der Künstler selbst distanziert sich von den Ansichten und möchte mit seiner Arbeit das Thema für eine kritische Diskussion öffnen. Das Interessante für mich war bei gerade diesem spezifischen Werk die Umsetzungsidee der „Vertuschung“, die der Künstler durch die Anpassung der Blattrückseiten an den Zebrateppich realisierte, so dass sich ein einheitliches Bild eines schwarz-weißen Zebramusters ergab.

Zum Abschluss meines halbjährigen Praktikums durfte ich noch einen Blick hinter die Kulissen werfen und den Aufbau der in der Trittauer Wassermühle anstehenden Ausstellung „Neue Strategien“ von Knut Sennekamp miterleben. An der Seite von Inga Müller konnte ich beobachten, wie der Künstler mithilfe der Aufbauhilfe Yukari Kosakai, welche den Künstler:innen der Wassermühle und ab und an auch denen des Marstalls in Ahrensburg tatkräftig unter die Arme greift, zwischen Kabeln und Kartons Installationen von Fotografien und Filmen einrichteten. Als Studentin der Kunstgeschichte hat mir der lebendige Einblick in die Arbeit mit und für Künstler:innen sehr viel Freude gemacht und ich komme sicherlich gerne einmal wieder zu den geplanten Veranstaltungen!

Leonie Rüscher in der Ausstellung "Glück & Streben" im Atelierhaus Trittau. 

Abb.1: Verena Schöttmer, Serviette et citron, 2021, Foto: Hayo Heye